|                Von Tatjana Gettkowski                |                              23. Februar 2011                |           
        
    Mobbing, Gewalt und tatenlose Lehrer: Eltern haben eine Beschwerde an das niedersächsische Kultusministerium gerichtet. Sie beklagen, dass es mit der Schulleitung nicht zu Gesprächen kam. Großheide - Die Grundschule Großheide steht unter Beschuss. "An der Schule kommt es zu Mobbing-Situationen mit Drohbriefen, Beleidigungen und körperlicher Gewalt sowohl von Kindern untereinander als auch von Lehrern gegenüber Kindern", schreiben drei Familien in einem Offenen Brief. Das Schreiben, das sie an das niedersächsische Kultusministerium und den Petitionsausschuss des niedersächsischen Landtags geschickt haben, liegt der OZ vor.  
  Nach Einschätzung von Sylvana Sjuts werden die Kinder an der Grundschule Großheide regelrecht zum Mobbing animiert. "Es gibt eine Klassenpost. Jeder Schüler kann sich auf einem Zettel über seine Mitschüler auslassen", berichtet die Mutter eines neunjährigen Sohnes im Gespräch mit der OZ. Einmal in der Woche werde die in einer Schachtel gesammelte Post in einem Stuhlkreis besprochen. Mehrfach hätten sich darin beleidigende und diskriminierende Sprüche auf den Zetteln befunden. "Schüler XY ist fett und stinkt", zitiert die Mutter eines der Schreiben. Sie berichtet auch von tätlichen Angriffen.    
Mehrfach das Gespräch gesucht    Ihr Sohn habe derart unter der Situation gelitten, dass er nicht mehr zu Schule gehen mochte. "Unser Arzt hat ihn eine Woche lang krank geschrieben", berichtet sie, "mein Sohn ist auch kein Unschuldsengel, aber ich erwarte, dass die Lehrer in solchen Fällen ein Machtwort sprechen." Doch die Lehrkräfte, so die Kritik der Eltern, formulieren weder klare Verhaltensregeln noch ziehen sie Konsequenzen. Den Eltern werde die Möglichkeit verwehrt, während der Unterrichtszeit oder den Pausen die Klassenräume aufzusuchen, um sich ein Bild von den Zuständen zu machen, die von den Kindern geschildert werden.  
  Auch Marina Erdmann ist enttäuscht von der Schule. Ihre neunjährige Tochter Sarah besuchte dieselbe Klasse. Auch sie habe unter dem Mobbing ihrer Mitschüler gelitten. Wie ihre Mutter berichtet, hätten die Eltern mehrfach das Gespräch mit der Schulleitung und den Klassenlehrern gesucht. "Dieses Ansinnen wurde von den angesprochenen Personen jedoch ignoriert, so dass klärende Gespräche nicht zustande kamen", schreiben die verärgerten Eltern in ihrem Offenen Brief.  
  Schulleiterin Angelika Schmidt wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. "Ich unterliege der Schweigepflicht", sagte sie auf Nachfrage der OZ und verwies an Regierungsschuldirektor Horst-Dieter Husemann von der Landesschulbehörde Osnabrück. Auch dieser wollte sich nicht öffentlich äußern. "Wir nehmen die Vorwürfe an und werden sie prüfen", sagte Susanne Strätz, Pressesprecherin der niedersächsischen Landesschulbehörde, auf Nachfrage der OZ. Die Schulleitung werde zunächst einmal aufgefordert, zu den Vorwürfen in einem Bericht Stellung zu nehmen. Der Sachverhalt soll schnellstmöglich geklärt werden. "Wir müssen sehen, ob die Vorwürfe Substanz haben."